Intelligente Beleuchtungssteuerung mit [ui!]
Pilotprojekt für insektenfreundliche Beleuchtung an der L1217 startet in Heiningen im Landkreis Göppingen
Insekten werden Heiningen lieben – denn seit Dienstag (26.04.) werden sie von einer dimmbaren Straßenbeleuchtung auf ganz neue Art willkommen geheißen. In einem landesweit einzigartigen Projekt wird die Beleuchtungsstärke der Straßenlampen entlang der Ortsdurchfahrt (L1217) nachts dem tatsächlichen Verkehrsaufkommen angepasst werden. Das heißt: In verkehrsarmen Zeiten kann sie zum Schutz der Insekten heruntergeregelt werden – natürlich ohne die Verkehrssicherheit zu gefährden. Gleichzeitig können die Tiere über ein kameragestütztes System beobachtet und gezählt werden.
Land unterstützt Forschungsvorhaben mit 75.000 Euro
Das Ministerium für Verkehr des Landes Baden-Württemberg fördert dieses Pro-jekt mit 75.000 Euro aus Mitteln des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt. Elke Zimmer MdL, Staatssekretärin im Verkehrsministerium, sagte zum Auftakt: „Es freut mich sehr, dass hier in Baden-Württemberg ein solches Projekt startet und dass wir mit Landesmitteln einen entscheidenden Beitrag dazu leisten können. Lichtverschmutzung ist zunehmend ein Problem, dem man sich zum Schutz der Biodiversität annehmen muss. Ich bin gespannt auf die Erkenntnisse aus dem Projekt, die uns zeigen werden, inwiefern Straßenbeleuchtung mittels intelligenter Steuerung insektenfreundlicher gemacht werden kann.“
Insektensterben soll gebremst werden
Die Verminderung der Lichtverschmutzung zum Schutz der Biodiversität ist Ziel des Landes Baden-Württemberg. Das Landes-Naturschutzgesetz wurde 2020 entsprechend angepasst. Unter anderem soll das dramatische Insektensterben gemildert oder gestoppt werden – auch an Straßenleuchten. Denn die Insekten werden von künstlichen Lichtquellen angezogen und kommen entweder an den Leuchten selbst um oder umkreisen diese bis zur völligen Erschöpfung, was zu einer erhöhten Sterblichkeit führt.
Tatsächliches Verkehrsaufkommen bestimmt Lichtstärke
Gemeinsam mit den Projektpartnern Technische Universität Berlin, Netze BW GmbH, Urban Lighting Innovations GmbH, Schréder GmbH und Studio DL untersucht die Gemeinde Heiningen in dem Forschungsvorhaben die Auswirkungen unterschiedlicher Dimm-Level der Straßenbeleuchtung auf die Insekten und Menschen. Die Beleuchtungsstärke soll sich jeweils nach den Erfordernissen des tatsächlichen Verkehrsaufkommens richten und nicht mehr nach standardisierten Durchschnittswerten. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt.
Unterstützung durch [ui!] Urban Lighting Innovations GmbH
Die Urban Lightning Innovations GmbH verbaute die Verkehrskameras, die den Verkehrsfluss messen und liefert die Daten an das ‚EXEDRA‘- System der Schréder GmbH
Heiningens Bürgermeister ist stolz auf Vorreiterrolle
Das Heininger Projekt “KI gestützte adaptive Straßenbeleuchtung zum Schutz von Biodiversität und zur Energieeinsparung“ ist unter den 37 Finalisten in der Kategorie Nachhaltigkeit für den Innovationspreis Reallabor 2022 des Bundesministeri-ums für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Bürgermeister der Gemeinde Heiningen, Norbert Aufrecht, zeigte sich begeistert über das vom Land geförderte Forschungsvorhaben: „Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sind zukunftsweisend für die kommunale Straßenbeleuchtung. Wir sind stolz, dass diese innovative, effiziente und vor allem insektenschützende Technik in unserer Gemeinde erstmals um-gesetzt wird und wir hier landesweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir hoffen, dass die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt dazu beitragen, dass unser Beispiel in Ba-den-Württemberg Schule macht.“
Intelligente Technik ist im Einsatz
Bereits bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt Heiningen sind LED-Straßenleuchten installiert worden, die nun um weitere Technik zur adaptiven Lichtsteuerung ergänzt wurden. So erfolgt die Erfassung des Verkehrsaufkommens mittels Verkehrskameras, Bluetooth-Tracker, vorhandenen Echtzeitverkehrsdaten sowie hochauflösenden Mikrofonen. Die daraus gewonnenen Daten werden in einem sogenannten Lichtmanagementsystem weiterverarbeitet, das im Anschluss entsprechende Steuerungen der Dimm-Level der Straßenleuchten vornimmt. So wird die Beleuchtungsstärke entsprechend des reduzierten Ver-kehrsaufkommens abgemindert. Beleuchtete Fußgängerüberwege sind davon ausgenommen, da diese zur guten Erkennbarkeit von Fußgängern höhere An-forderungen an die Ausleuchtung erforderlich machen.
„Insekten-Tracking“ soll Erkenntnisse bringen
Mit einem kameragestützten Insekten-Monitoring-System („Insekten-Tracking“) soll begleitend untersucht werden, inwieweit sich die reduzierte Beleuchtungsstärke positiv auf nachtaktive Insekten auswirkt. Ein Novum in dieser Studie soll das Zählverfahren der Insekten an den Leuchten sein. Hierbei werden keine Insek-tenfallen an den Leuchten montiert, sondern Monitoring durch spezielle Kameras und intelligente Software umgesetzt, die die Insektenaktivitäten zuverlässig auf-nehmen und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auswerten können, ohne dabei Lichteigenschaften zu verändern.